Kein Friede ohne Frauen „20 Jahre Banu – Erstes unabhängiges afghanisches Frauenmagazin“

Autor: Michael Fanizadeh, VIDC

© AKIS

Die Podiumsdiskussion auf der AKIS Netzwerkkonferenz steht ganz im Zeichen des 20. Jubiläums der UN-Resolution 1325. Diese fordert, Frauen auf der ganzen Welt gleichberechtigt in Friedensverhandlungen und den Wiederaufbau mit einzubeziehen. Denn Afghanistan ist ein besonders gebeuteltes Land: der Krieg mit den Taliban geht unverändert weiter, dazu kommt die wirtschaftliche Not, mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Armut. Dies Not wird durch Corona nochmal verstärkt: Der Virus befällt ein Land, das seine Bewohner*innen kaum schützen kann. Bis zum 11. August gab es 37.162 bestätigte Fälle von COVID-19 in Afghanistan, und bisher sind in Afghanistan offiziell 1382 Menschen an Corona gestorben, die Dunkelziffer dürfte jedoch noch um einiges höher sein, wie afghanische Diaspora-Organisationen zu berichten wissen. Besonders betroffen sind Frauen, die wiederum die Hauptlast bei der Betreuung der Kranken in Afghanistan leisten. Dennoch sind die Frauen bis heute nicht in die Friedensverhandlungen mit den Taliban eingebunden und auch sonst laufen sie Gefahr nicht gehört zu werden. Dabei haben Studien gezeigt, dass die Teilnahme von Frauen an Friedensverhandlungen die Nachhaltigkeit des Friedens erhöht. Trotzdem sind weltweit nur 4 % der Unterzeichner*innen von Friedensverträgen seit 1992 Frauen. Auch in Afghanistan fordern Aktivist*innen eine stärkere Partizipation von Frauen am derzeitigen Friedensprozess, um nachhaltigen Frieden und die Achtung von Frauenrechten zu garantieren.

Der aktuelle „EU Regional Action Plan“ zur UN-Resolution 1325 bezieht sich erstmals auch auf die Beteiligung, den Schutz und die Stärkung von Frauen aus Konfliktregionen, die nach Europa geflüchtet sind. Frauen aus Diaspora-Communities sollen stärker als Expert*innen für die Entwicklungen und die Friedensbestrebungen in ihren Herkunftsländern gesehen werden, aber auch in der gesellschaftlichen Teilhabe in Europa bestärkt werden. Eine Forderung, für die sich das VIDC gemeinsam mit AKIS und anderen Diaspora-Vereinen schon lange einsetzt.

20 Jahre Frauenzeitschrift „Banu“

Die Podiumsdiskussion ist Teil der Frauenkonferenz „20 Jahre Banu – Erstes unabhängiges afghanisches Frauenmagazin“, die von 12:30 – 22 Uhr am selben Ort stattfindet.  Banu ist ein Magazin für afghanische Frauen und Mädchen und wird seit 2000 in Österreich herausgegeben und in Europa und den USA vertrieben. Banu ist ein persisch-arabisches Wort und bedeutet „Frau“. Das inhaltliche Ziel ist Frauen Zugang zu den Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in der neuen Heimat aufzuzeigen und sie über Gesetze aufzuklären. Die Zeitschrift wird in Dari, Paschtu und Deutsch geschrieben und befasst sich mit Problemstellungen der Frauen aus Afghanistan. Die Mädchen- und Frauenzeitschrift wird von 60 Redakteurinnen getragen, die Artikel zu allen Lebensbereichen in ihrer Muttersprache schreiben.

Vortragende

Waslat Hasrat-Nazimi
Journalistin, Deutsche Welle

Nahid Sediq Olumi
Direktorin, Banu-Frauenmagazin, Niederlande

Dr. Gawhar Musleh
Vorsitzende der AKIS-Frauenabteilung, Österreich

Jessica Herz
IOM, Österreich

Asiye Sel
Arbeiterkammer Wien, Österreich

Moderation
Dr. Ali Ahmad Safi – VIDC/Donau Universität Krems, Österreich

Eröffnung
Michael Fanizadeh, VIDC

Podium

Waslat Hasrat Nazimi

kam als Kind afghanischer politischer Flüchtlinge nach Deutschland. Sie ist seit über 10 Jahren Journalistin und hat für verschiedene deutsche Medien wie die Deutsche Welle (DW), WDR, ZDF und andere gearbeitet. Seit 2011 ist sie hauptberuflich als Journalistin bei der DW tätig. Seitdem arbeitet Frau Nazimi als Moderatorin, Autorin, Reporterin und Produzentin für die Dari-, Paschtu-, Deutsch- und Englisch-Redaktionen der DW sowie für das Social Media Desk bei DW News.

Nahid Sediq Olumi

ist Chefredakteurin des Banu-Frauenmagazins, für welches sie seit 2007 in verschiedenen Funktionen tätig ist. Sie lebt seit 20 Jahren in den Niederlanden, wo sie von 2010 – 2019 Koordinatorin des Zusammenschlusses der afghanischen Vereine in den Niederlanden war. Frau Olumi veröffentlicht gerade ein Buch über prominente afghanische Frauen und ihre Leistungen.

Dr. Gawhar Musleh

lebt seit 2015 in Österreich und ist Ärztin sowie Vorsitzende der AKIS-Frauenabteilung. In Zusammenarbeit mit dem VIDC hat sie u.a. ein Konzept für Gender Tandem Workshops zur Stärkung afghanischer Frauen entwickelt und als Trainerin gearbeitet.

Jessica Herz

Jessica Herz ist Projektkoordinatorin in der Abteilung für Unterstützte Freiwillige Rückkehr und Reintegration im Landesbüro der Internationalen Organisation für Migration (IOM) für Österreich. Sie ist für die Unterstützung der Freiwilligen Rückkehr und Reintegration von Rückkehrenden nach Afghanistan verantwortlich. Jessica Herz hat in Innsbruck, Wien und Genf Politikwissenschaften sowie Translationswissenschaften studiert. Vor ihrer Tätigkeit bei IOM konnte sie wertvolle Arbeitserfahrungen in der Zivilgesellschaft, im BMEIA sowie im Forschungsbereich sammeln.

Asiye Sel

ist Soziologin und Referentin in der Abteilung Frauen – Familie in der Arbeiterkammer (AK) Wien. Ihr Hauptaufgabengebiet liegt in der Arbeitsmarktpolitik für Frauen mit dem Fokus auf Migration.

Moderation: Dr. Ali Ahmad Safi

ist Doktorand am Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems (DUK). Er erwarb seinen Master in Friedens- und Konfliktforschung an der European Peace University (EPU). Ahmad arbeitet seit 2015 als Konsulent für das VIDC und hat Forschungsarbeiten über afghanische Flüchtlinge und Diaspora-Communities in Europa verfasst.

Zeit und Ort

22. August 2020, 17:30 – 19:00 Uhr

Corona bedingt sind nur geladene Gäste bei der Podiumsdiskussion zugelassen

Livestream auf dem VIDC Facebook Kanal

Sprache: Englisch ohne Übersetzung

Kooperationen

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