Politisches Interesse durch Verschlechterungen

„Natürlich gibt es Jugendliche, denen es egal ist, dass sie nicht wählen dürfen – wie bei allen anderen Jugendli- chen auch. Viele spüren die Hürde der Einbürgerung aber ganz deutlich. Sie sehen es als unrealistisch an, jemals wählen zu dürfen“, sagt Shokat Ali Walizadeh. Walizadeh war Jugendreferent und Mitarbeiter beim Integrations- projekt „CORE“ der Stadt Wien und ist Gründer des Sport- und Kulturvereins „NEUER START“ für geflüchtete Jugendliche.

Aus seiner Arbeit weiß Walizadeh, dass es auch anders sein kann und das Wahlrecht vor allem seit der türkis- blauen Koalition ein wichtiges Thema ist: „Es gab damals viele Gesetzesände- rungen, die schlecht für einen Teil der Gesellschaft waren und sind, vor allem für Geflüchtete und Migranten. Wäh- len zu können, wurde dadurch wichti- ger für viele Betroffene“.

Menschen wollen sich gegen Ver- schlechterungen wehren und mitbestimmen. Auch Walizadeh selbst. 2009 ist er als 19-Jähriger nach Wien gekommen. Seit zwei Jahren versucht er sich einbürgern zu lassen. Bei ihm scheitert es an der Rücklegung der af- ghanischen Staatsangehörigkeit. Um bei der kommenden Wien-Wahl teil- zunehmen, hätte er spätestens am 14. Juli die österreichische Staatsangehö- rigkeit haben müssen. Doch diese hat er nach wie vor nicht, stattdessen führ- ten die Hürden sogar dazu, dass er im August staatenlos wurde. Eine weite- re Wahl also, bei der er seine Stimme nicht abgeben kann. „Es tut weh, schon so lange da zu sein und auf der politi- schen Ebene nicht mitzuentscheiden. Wir brauchen jede Stimme. Jede Stim- me ist gut für die Gesellschaft, für die Demokratie, für das Zusammenleben“, so Walizadeh.

Demokratie-Defizit /MO 60

Text: Valentine Auer

Illustration: P.M. Hoffmann

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